Wofür brauchen wir Daten in der energieorientierten Stadtplanung?

In der Auseinandersetzung mit Daten für die energieorientierte Stadtplanung stellt sich die Frage, wofür diese Daten benötigt werden. Gemeinsam mit den am Projekt teilnehmenden Gebietskörperschaften wurden Verwaltungsprozesse und –produkte identifiziert, für die energieorientierte Daten verarbeitet werden.

Die gesammelten Anwendungen energieorientierter Daten lassen sich in die folgenden Bereiche einteilen:

  • (Energie-)Statistik und (Energie-) Berichtswesen
  • Energiestrategie und Monitoring
  • Planungsgrundlagen und Planung
  • Förderwesen
  • Bürgerinformation
  • Forschung

Die Anwendungen wurden in der Folge im Hinblick auf die benötigten Informationen hin analysiert. Insgesamt wurden knapp 900 Fragestellungen identifiziert. Diese lassen sich in die folgenden Bereiche gliedern:

  1. Gebäude-, Nutzungs- und Flächenstruktur
    Informationen zu den Gebäuden und deren Nutzungen sind notwendig, um Energiebedarfe ableiten zu können. Relevante Informationen betreffen beispielsweise Baualter, Sanierungszustand, Flächen, Nutzungen und BewohnerInnen.
  2. Energienachfrage
    Die Energienachfrage beruht auf modellierten Werten. Die Basis liefern die Informationen aus der Gebäude-, Nutzungs- und Flächenstruktur sowie Klima- und Vegetationsdaten. Gegliedert wird sie in die Sektoren Strom, Wärme/Kälte und Mobilität. Von Interesse ist außerdem die zukünftige Entwicklung der Energienachfrage.
  3. Energieversorgungsinfrastruktur
    Informationsbedarfe zur Energieversorgungsinfrastruktur umfassen einerseits die Energieerzeugungsanlagen zentral und dezentral (gegliedert in Brauchwasser, Heizung, Prozesswärme, Kälte und Strom). Andererseits ist die Leitungsinfrastruktur (Strom-, Gas- und Wärme) von Interesse. Themen mit in Zukunft steigender Relevanz betreffen die Energiespeicher und die Mobilitätsinfrastruktur im Kontext der Elektromobilität.
  4. Energiebedarfsdeckung und THG-Emissionen
    Im Unterschied zur Energienachfrage werden in der Bedarfsdeckung die Verbräuche gegliedert nach Energieträgern dargestellt. Soweit verfügbar sollten reale Verbrauchsdaten für Strom und Wärme verwendet werden. Für alle benötigten Informationen und insbesondere für die Ableitung der Emissionen ist die Kenntnis der Energieversorgungsinfrastruktur Voraussetzung.
  5. Erneuerbare Energiepotenziale
    Informationen zu verfügbaren Erneuerbaren Energiepotenzialen werden benötigt, um die Umsetzung nachhaltiger Energieversorgung forcieren zu können. Die Fragestellungen gliedern sich in die unterschiedlichen Erneuerbaren Energiequellen. Zudem wurden Fragestellungen zu Vorzugsgebieten aufgenommen, wobei dabei insbesondere die Ausweisung von Fernwärmepotenzialgebieten für die energieorientierte Stadtplanung von Interesse ist.

Eine große Herausforderung besteht darin, Fragestellungen, Anwendungsfälle und Datenbedarfe miteinander zu verbinden. Mit der Anwendungsmatrix wurde eine Struktur entwickelt, die ein Matching grundsätzlich ermöglicht, wobei durch
a) die Notwendigkeit der Definition von Modellen für jeden einzelne Fragestellung und
b) die Notwendigkeit alle Fragestellungen für jeden Anwendungsfall einzeln zu definieren
eine extrem hohe Komplexität entsteht. Die Anwendungsmatrix stellt damit verbunden eine Formatvorlage dar, um einzelne Anwendungsfälle erfassen zu können.

Anwendungsmatrix: Schematische Darstellung der Zusammenhänge zwischen Datenquellen und Anwendungsfällen.

Die detaillierte Ausarbeitung wird im Folgeprojekt „Spatial Energy Planning for Heat Transition“ umgesetzt. In der Bearbeitung hat sich herausgestellt, dass für diese Zwecke die Komplexität noch weiter erhöht werden musste und die Darstellung anhand einer einzigen Matrix in der Praxis nicht möglich ist. Vielmehr sind verschiedene Tabellen miteinander zu vernetzten. An dieser Stelle sei auf die Ergebnisse des Folgeprojektes verwiesen, welches eine skalierbare Struktur und Vorgehensweise bietet. Weiterführende Informationen sind unter www.waermeplanung.at verfügbar.